Niedrigenergiehaus: effizient heizen und sparen

Ein sogenanntes Niedrigenergiehaus beschreibt spezielle Neubauten oder sanierte Altbauten, die den Verbrauch fossiler Brennstoffe reduzieren und Öl, Gas und Co. in Zukunft überflüssig machen möchten. Wer ein Niedrigenergiehaus besitzt, spart dabei im Alltag Energie in den eigenen vier Wänden und schont dabei die Umwelt. Welche Kriterien ein Gebäude erfüllen muss, um den Titel „Niedrigenergiehaus“ zu erhalten, welche  Vor- und Nachteile das mit sich bringt und welche Förderungsmöglichkeiten es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Niedrigenergiehaus
Mit einem Niedrigenergiehaus sparen Sie Energie und schonen in den eigenen vier Wänden die Umwelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Niedrigenergiehaus?

Der Begriff „Niedrigenergiehaus“ ist rein rechtlich nicht geschützt, daher existiert keine allgemeingültige Definition. Als solche werden jedoch in der Regel EnEV-Häuser (Häuser, deren Energiebedarf durch Strom aus erneuerbaren Energien geregelt ist) oder KfW-Effizienzhäuser bezeichnet. Auch energieeffiziente Gebäude bezeichnet man teilweise mancherorts ebenfalls so.

Einige Faktoren sind allerdings nötig, um einem Haus den Titel „Niedrigenergiehaus“ zu verleihen:

  • Der Energiestandard des Gebäudes muss den aktuellen Regeln für Neubauten oder sanierte Altbauten entsprechen bzw. sogar darunter liegen → Der Wärmeverlust eines Niedrigenergiehauses muss daher 30 % unter dem in der EnEV vorgeschriebenen Wert liegen.
  • Der Heizwärmebedarf muss unter dem international gängigen Richtwert von maximal 70 kWh/m² im Jahr liegen. Da dieser Wert seit der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung ohnehin erfüllt werden muss, ist jeder Neubau ein Niedrigenergiehaus.
  • Eine perfekte Wärmedämmung muss vorliegen.

Die Wärmedämmung ist bei einem Niedrigenergiehaus der bedeutendste Faktor. Denn letztlich ist das Ziel eines solchen Gebäudes, den Wärmeverlust möglichst gering zu halten bzw. dass wenig Heizwärme verlorengeht. Um das zu erreichen, ist eine optimale Dämmung von Dach, Fassade, Fenstern und Haustüren unerlässlich.

Niedrigenergiehaus Daemmung
Eine gute Dämmung ist die wichtigste Grundlage eines Niedrigenergiehauses.

Niedrigenergiehaus: Welche Typen gibt es?

Nach EnEV-Kriterien (EnEv-Haus)

Der Wärmeschutz wird durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) geregelt und definiert einen maximalen Wert für den Primärenergiebedarf. Darunter versteht man die Wärmeenergie, die – inklusive aller Wärmeverluste – am Ende benötigt wird, um das Gebäude zu versorgen. Da das Gesetz jedoch immer wieder angepasst und der vorgeschriebene Wert erhöht wird, gilt heute in der Regel: Niedrigenergiehäuser sind Häuser, die den Wert, den die EnEv vorschreibt, um 25 % unterschreiten bzw. einem besseren Energiestandard entsprechen.

Aus EnEV und Co. wird GEG

Im November 2020 wurden die energiesparrechtlichen Regelwerke für Gebäude (das Energieeinsparungsgesetz EnEG, die Energieeinsparverordnung EnEV sowie das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EEWärmeG) zu einem zusammengefasst: Das Gebäudeenergiegesetz GEG. Für Neubauten und Sanierungen bleiben jedoch vorerst die energetischen Anforderungen der zuletzt gültigen EnEV bestehen.

Nach GEG-Kriterien (seit 1. November 2020)

Laut GEG müssen Niedrigenergiehäuser folgende energetische Anforderungen erfüllen: Mit Strom aus erneuerbaren Energien müssen mindestens 15 % des Wärme- und Kältebedarfs gedeckt werden können. Außerdem ist die Neuinstallation von Öl- und Kohlekesseln ab 2026 verboten. Die aktuelle Fassung ist derzeit bis 2023 gültig und wird dann hinsichtlich der energetischen Anforderungen erneut überprüft.

Nach KfW-Kriterien

Niedrighäuser sind heutzutage auch unter dem Begriff „KfW-Effizienzhaus“ bekannt. Rein äußerlich unterscheiden sich Häuser mit diesem Siegel nicht von herkömmlichen, allerdings besitzen sie eine deutlich bessere Dämmung unter dem Putz oder Zierklinker. Ebenfalls gedämmt sind Bodenplatte und Dach. Das hat zur Folge, dass die Außenwand des Hauses sehr gut abgedichtet ist und die Heizwärme so effektiv im Inneren bleibt. Eine zentral geschaltete Lüftungsanlage sorgt für einen optimalen Austausch von Frischluft und Abluft und somit ein gutes Raumklima.

Ein KfW-Effizienzhaus unterliegt darüber hinaus Richtlinien, die Heiz- und Brauchwasserwärme betreffen:

So muss die gesamte Wärme von energiesparenden Erzeugern wie z.B. einer Kombination aus Brennwertkessel und Solarthermieanlage stammen. Dabei unterteilt die KfW Effizienzhäuser in Kategorien: Neubauten können der Kategorie 55, 40 und 40 plus zugehören. Die Zahlen drücken dabei aus, wie hoch der Energiebedarf im Vergleich zu einem herkömmlichen Haus ist. Sanierungen fallen unter die Kategorien Denkmal, 115, 100, 85, 70 oder 55.

Wichtig: Der Energiebedarf beinhaltet die tatsächlich eingesetzte Menge inklusive etwaiger Wärmeverluste durch beispielsweise Einspeisung, Umwandung und Transport.

Zentrale-Lueftungsanlage
Eine zentrale Lüftungsanlage ist Pflicht bei einem gut gedämmten Niedrigenergiehaus.

Niedrigstenergiehaus

Die Steigerung eines Niedrigenergiehauses ist das Niedrigstenergiehaus. In Deutschland entsprechen Gebäude, die einen jährlichen Primärenergiebedarf von unter 40 kWh/m² haben sowie einen spezifischen Transmissionswärmeverlust der Gebäudehülle von unter 0,28 W/m² aufweisen, den Anforderungen an ein Niedrigstenergiehaus. Damit liegen die Standards eines Gebäudes dieser Art unter denen eines Passivhauses.

Lüftungsanlage im Niedrigenergiehaus

Wenn der Wärmeenergiebedarf möglichst gering sein soll, muss die Wohnraumlüftung überaus kontrolliert erfolgen. Wenn Sie ein Niedrigenergiehaus bauen (lassen) möchten, dann sollten Sie sich daher auch darüber im Klaren sein, dass dafür auch eine Lüftungsanlage notwendig ist. Diese ist unerlässlich, um die Luftentfeuchtung in einem extrem gut abgedichteten und dadurch nahezu luftdichten Niedrigenergiehaus zu gewährleisten. Das Wasser, das im Wohnraum beim Kochen, Duschen und Atmen verdunstet, muss in irgendeiner Form nach außen entweichen können. Ist das nicht möglich, kondensiert die Feuchtigkeit an kalten Flächen und sorgt nicht nur für ein unangenehmes Raumklima, sondern auch für Schimmelbildung.

Vor- und Nachteile eines Niedrigenergiehauses

VorteileNachteile
energiesparendHohe Anschaffungskoste für Dämmung, Lüftung und etwaige Solarzellen
Heizkosten werden minimiertNotwendigkeit einer Lüftungsanlage
Stromkosten werden gesenkt (mit Photovoltaikanlage o.ä.) 
Angenehmes Raumklima durch gute Dämmung 

Der wohl größte Nachteil eines Niedrigenergiehauses sind die Kosten für Installation und Inbetriebnahme, welche wir in unserem Ratgeberbeitrag Niedrigenergiehaus: Kosten in der Übersicht thematisieren. Jedoch amortisieren sich diese mit den Jahren, sodass sich eine Anschaffung lohnt. Im laufenden Betrieb sparen Sie mit einem solchen Gebäude Energie und damit auch bare Kosten. Wenn Sie sich für ein Niedrigenergiehaus interessieren, wenden Sie sich am besten an Experten in ihrer Nähe. Geben Sie dafür einfach Ihre Stadt oder Postleitzahl in die Suchmaske ein.

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Förderungsmöglichkeiten

Wenn Sie ein Niedrigenergiehaus bauen möchten, unterstützt der Staat Sie finanziell mit gewissen Förderungen. So verteilt das BAFA Zuschüsse an Bauherren von Häusern, die energiebewusst gebaut werden. Ebenso wie eine Nutzung von erneuerbaren Energien gefördert.

Häuser, deren Energiebilanz deutlich unter dem vorgegebenen Standard liegen, unterstützt darüber hinaus die KfW mit ihrem Programm „Effizient Bauen“. Im Rahmen verschiedener Förderstufen erhalten Bauherren Förderungen und günstige Kreditrahmenbedingungen. Namentlich richten sich die KfW-Förderungen nach dem Jahresprimärbedarf des jeweiligen Hauses. So hat ein KfW-Effizienzhaus 40 einen Primärenergiebedarf von 40 kWh/m² im Jahr. In diesem Fall sind Fördermittel von bis zu 100.000 € möglich.

Im gleichen Zuge können Sie auch über eine Heizungsmodernisierung nachdenken, da diese unter gewissen Anforderungen auch gefördert werden. Informieren Sie sich im Vorfeld gleich hier über die Kosten für eine Heizung Erneuerung, um finanziell besser planen zu können.

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